Heute verlassen wir Ammoudara und fahren nach Archanes, was allerdings nur etwa 25 Kilometer entfernt ist.
Auf dem Weg dorthin passieren wir kurz vor Archanes bei einem Kreisel das Denkmal, das an die Entführung des deutschen Generals Karl Heinrich Kreipes 1944 vor fast genau 80 Jahren erinnert. Das Denkmal des kretischen Künstlers Manolis Tsobanakis stellt symbolisch das Scheitern der "gebrochenen" Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan dar.
An diesem Ort ist in der Nacht vom 26.04.1944 auf den 27.04.1944 der Kommandeur der 22. Infanterie-Division General Heinrich Kreipe von einem britischen SOE-Kommando unter Leitung von Patrick Leigh Fermor und kretischen Andarten (Widerstandskämpfern) entführt worden.
Kreipe verließ sein Dienstquartier in Ano Archanes bei Dunkelheit. Auf dem Weg zu seinem Haus in Knossos (Ariadne-Villa, übrigens die Villa, die der Archäologe Arthur Evans 1906 für sich bauen ließ) wurde er an dieser Kreuzung von den als deutsche Feldgendarmerie getarnten Patrick L. Fermor und Stanley Moss gestoppt. Sie gaben einen Kontrollpunkt vor und nach einem kurzen Dialog wurden der General und sein Fahrer Unteroffizier Alfred Fenske schnell überwältigt.
Über Heraklion im Norden ging es dann über das Ida-Gebirge in den Süden der Insel nach Rodakino (zu Fuß und teilweise mit Maultier). Dort wurden die Entführer und Kreipe dann von einem britischen Motorboot abgeholt. Der Marsch durch Kreta dauerte allerdings bis zum 15. Mai. Danach wurde Kreipe über Kairo nach London gebracht und später nach Kanada. 1947 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft nach Deutschland entlassen.
Ursprünglich sollte General Friedrich-Wilhelm Müller (Kreipes Vorgänger als Kommandeur der 22. Infanterie-Division auf Kreta) entführt werden, denn er war für mehrere bereits begangene Kriegsverbrechen der Wehrmacht gegen die Zivilbevölkerung auf Kreta (unter anderem die Zerstörung mehrerer Dörfer bei Viannos) verantwortlich. Überraschend war er allerdings abberufen und durch Kreipe ersetzt worden.
Nach Kreipes Entführung wurde Müller wieder nach Kreta zurückbeordert und zum Kommandanten der „Festung Kreta“ ernannt. Müller setzte sein brutales Vorgehen fort.
Sein Befehl lautete, das Dorf Anogia solle völlig zerstört und jeder männliche Einwohner im Umkreis von einem Kilometer um das Dorf getötet werden. Insgesamt wurden 117 Einwohner exekutiert.
„Da die Stadt Anogia ein Zentrum der englischen Spionagetätigkeit auf Kreta ist, da die Einwohner Anogias den Sabotageakt von Damasta ausgeführt haben, da die Partisanen verschiedener Widerstandsgruppen in Anogia Schutz und Unterschlupf finden und da die Entführer Generals Kreipes ihren Weg über Anogia genommen haben, wobei sie Anogia als Stützpunkt bei der Verbringung nutzten, befehlen wir den Ort dem Erdboden gleichzumachen und jeden männlichen Einwohner Anogias hinzurichten der innerhalb des Dorfes oder in seinem Umkreis in einer Entfernung bis zu einem Kilometer angetroffen wird. Chania den 13. August 1944. Der Kommandant der Festung Kreta, H. Müller." Müller wurde wegen seiner Kriegsverbrechen 1947 in Chaidari bei Athen hingerichtet.
Für weitere interessante Information über die Entführung hier ein Link:
In Archanes machen wir zunächst einen Stadtbummel,, da wir noch nicht in die Unterkunft können.
Der Ort hat etwa 5000 Einwohner, ist Zentrum eines Weinanbaugebiets und erstreckt sich über den Hang eines Hügels. Wir sehen viele Wandmalereien an Häusern und Mauern.
Es gibt spektakuläre Funde der Minoer im Ort und in der Umgebung, aber leider sind sie nicht zugänglich. Es hat hier früher auch einen minoischen Palast gegeben, von denen hier nur noch ein paar Grundmauern zu sehen sind.
Der Rest ist bereits von den umliegenden Häusern überbaut worden. Wir besuchen auch noch das kleine aber feine archäologische Museum und gehen dann zu unserer Unterkunft "Villa Orestis". Hier der Innenhof:
Da am Nachmittag noch genug Zeit ist, machen wi uns auf die etwa 8 Kilometer lange Wanderung auf den Jouchtas. Eigentlich war sie erst für morgen geplant.
Durch Weinfelder und Olvenhaine geht es sanft aufwärts
und später auf der Schotterstraße in Serpentinen mit atemberaubenden Ausblicken auf Archanes und das Umland.
Wir machen einen Abstechecher zur Höhle Chostou Nerou und sehen dort viele Kadaver, von denen wir als Laien nicht mal erkennen können, welcher Tierart sie angehören. Es waren keine Schafe oder Ziegen, dazu waren sie zu groß.
Eines muss aufgrund der Hufe ein Pferd oder Esel gewesen sein. Eine Theorie, die wir im Internet fanden, besagt, dass die Tiere dort abgelegt wurden, um die dort fliegenden Gänse- und Lämmergeier zu füttern.
Nach einem weiteren Aufstieg erreichen wir die Kapelle Afendi Christou Metamorfosi auf dem mittleren Gipfel des Jouchtas.
Der nördliche Gipfel ist mit 811 Metern die höchste Erhebung. Dort steht eine Sende- und Empfangsstation und man hat einen herrlichen Blick auf Iraklio.
Daneben findet man die Grundmauern eines minoischen Gipfelheiligtums.
Es war das bedeutendste der minoischen Ära und erhielt seinen Namen von dem heiligen Berg, auf dem es stand. Es blieb auch in der Folgezeit ein wichtiges Zentrum der Verehrung und war eng mit dem Gott Zeus verbunden. Damals glaubten die Menschen, dass der Vater der Götter auf dem Gipfel begraben sei. Die einem liegenden Gesicht ähnelnde Form der Bergkette, wenn man sie von der Westseite aus betrachtet, trug wahrscheinlich zu diesem Glauben bei.
Bei systematischen Ausgrabungen auf dem Gipfel wurden die Räumlichkeiten des Gipfelheiligtums und zahlreiche Funde entdeckt, die auf seine Bedeutung hinweisen. Dieses Freiluftheiligtum erstreckte sich über drei Ebenen. Es wurden ein gebauter, rechteckiger Altar sowie verschiedene Gebäude ausgegraben, die möglicherweise als Priesterunterkünfte dienten. In der Nähe des Heiligtums befindet sich eine höhlenartige Schlucht, die höchstwahrscheinlich rituellen Zwecken diente, denn in ihr wurden bronzene Doppeläxte und andere rituelle Gegenstände gefunden. Das gesamte Areal war umgeben von Zyklopenmauern.
Dann müssen wir aber den Abstieg beginnen, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit in unserer Ferienwohnung ankommen. Der Anstieg war ja relativ einfach, aber der Abstieg doch recht steil mit vielen kleinen Serpentinen und viel Geröll, auf dem man Ausrutschen kann.
Da helfen die Trekkingstöcke doch enorm.
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