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Montag, 29. April 2024: Idäische Grotte und Nida-Hochebene

Aktualisiert: 1. Mai

Heute nehmen wir Abschied von unserem Bergdorf Males auf 550 Metern Höhe und fahren in den größten Gebirgsort Kretas, der auf 750 Metern Höhe liegt.

Bevor wir losfahren besuchen wir noch die Kirche Panaya Mesochoritissa aus dem 15. Jahrhundert, die drei Gehminuten von unserer Unterkunft in Males liegt

und auch ein paar schöne Fresken vorweisen kann.

Auf unserem Weg zu unserem heutigen Tagesziel steht an der Straße nach Áno Viános unmittelbar westlich von Amírás ein markantes Denkmal.

Die hohe Skulptur wirkt fast wie ein indianischer Totempfahl und erinnert mit eindrücklicher Symbolik (ein zerbrochener Mensch) an das Massaker von Áno Viános und Sými.

Die Namen der Erschossenen sind auf neun wie zur Exekution vorgeführten menschlichen Gestalten niedergeschrieben. Ein bewegendes Gedicht von Vassilis Rotas (1909-77) flankiert in vier Sprachen die Erinnerungsstätte.

Zum Hintergrund dieses Massakers der deutschen Wehrmacht auf Kreta muss man folgendes wissen:

Vom 12. bis 14. September 1943 erschossen deutsche Soldaten zur Vergeltung für einen Partisanenüberfall, bei dem zwölf Deutsche getötet worden waren, 440 Einwohner aus Áno Viános und den umliegenden Ortschaften und zerstörten die drei Dörfer Péfkos, Káto und Áno Sými völlig. Dabei wurde mit großer Grausamkeit vorgegangen, es gab Massenerschießungen, Alte und Behinderte wurden in ihren Häusern ermordet und auch Frauen sollen getötet worden sein. Nikos Kazantzakis schrieb dazu 1945: „Nachdem sie [die deutschen Soldaten] schon auf dem Hinweg jeden getötet hatten, der ihnen begegnete - Männer, Frauen, Kinder, trieben sie in den Dörfern selbst die Männer zusammen und exekutierten sie in Gruppen." Der deutsche Heeresbericht vermerkt in lakonischer Kürze:

„440 Banditen tot, 200 Festgenommene, drei Ortschaften zerstört, geringe eigene Verluste."


Auf dem weiteren Weg kommen wir an Volousmeno Aloni vorbei, einer Karstsenke (Doline), die eine kreisförmigen Form aufweist und durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden ist.

An mehreren Stellen der Dolinen gibt es sehr steile, fast senkrechte Abhänge mit einer Höhe von mehreren zehn Metern, die zum Klettern genutzt werden.

Dann kommen wir in unserem Quartier in Anógia an. Wie bereits am Samstag, 20. April 2024 erwähnt, hatte Anógia besonders schwer unter der deutschen Wehrmacht gelitten und war komplett zerstört worden.

Wir fahren am späten Nachmittag noch zur Nida-Hochebene hinauf. Sie liegt auf 1350 Metern Höhe. Im Gegensatz zur fruchtbaren Lasithi-Hochebene wächst hier nur Gras, das den zahlreichen Schafherden im Sommer als Futter dient.

Kurz oberhalb der Hochebene liegt die Idäische Höhle. Für Ausgrabungen wurden Schienen verlegt und Erde mit Loren heraus transportiert.

Dabei fand man zahlreiche minoische Opfergaben.

Was wir in der Nida-Hochebene auch gerne von oben erkannt hätten, ist ist das Andártis Monument. „Der Partisan - ein Monument für den Frieden", so nennt die Berliner Künstlerin Karina Raeck die 32 x 9 m große, geflügelte Steinskulptur, die sie unter Mithilfe der Schäfer von Anógia mit großem persönlichem Einsatz Anfang der 90er Jahre in die Nída-Ebene gelegt hat.

[Dieses Foto ist aus dem Buch von Karina Raeck (Hg): Andartis -Monument für den Frieden (2016)] Der Andártis besteht vollständig aus einzelnen unbehauenen Felsblöcken, die aus der ganzen Ebene herangeschafft und dicht nebeneinander im Erdreich versenkt wurden. Diese Blöcke waren im Weltkrieg großteils von den Bewohnern Anógias über die Ebene verteilt worden, um die deutschen Flugzeuge am Landen zu hindern.

Die geflügelte Partisanenfigur liegt genau diagonal gegenüber der Idäischen Höhle am Ostrand der Ebene. Man kann sie aber kaum noch ausfindig machen, denn mittlerweile ist das Denkmal stark überwuchert und wird allmählich der Natur zurückgegeben - nur Idee und Erinnerung werden bleiben.

Das Friedensmonument erinnert an die lange Tradition der kretischen Freiheitskämpfer (,,An- dártes"), vor allem aber an die Tragödie Anógias vom 13. August 1944. Es will ein Symbol deutsch-griechischer Versöhnung sein und ein Versuch, der Betroffenheit über die Verbrechen Ausdruck zu geben, die hier in deutschem Namen verübt wurde.

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