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Alpenüberquerung Etappe 4: Auf Bergpfaden bis nach Hochfügen

Dies war wohl unserer Meinung nach die schönste Etappe unserer bisherigen Alpenüberquerung.

Wir fahren mit der Zillertalbahn von Jenbach in etwa 20 Minuten nach Fügen. Vom Bahnhof gehen wir bei bestem Wetter zur Talstation der Spieljochbahn und legen schon 100 Höhenmeter zurück. Dann geht es mit der Gondel zur Bergstation auf 1862 Meter.

Von der Bergstation geht es aufwärts zum Gipfel des Spieljochs - mit 1920 Metern der höchste Punkt unserer heutigen Wanderung.

Wir können uns nicht satt sehen an dem Panorama und den roten Blüten der Alpenrosen, die oft ganze Hänge bedecken - auch Almrausch genannt - ein wunderbarer Anblick.

Dann schlagen wir den Weg Richtung Gartalm ein und erfrischen uns mit einem Getränk. Nicht nur wir waren dort, auch "Problembär Bruno".

Bruno erlangte in Deutschland und weit darüber hinaus große Berühmtheit; sogar die "New York Times" berichtete über ihn. In der Nacht zum 30. Mai 2006 stattete der Braunbär der Gartalm einen ungebetenen Besuch ab: Er hatte es auf die Bienenstöcke der Alm abgesehen. Am nächsten Morgen entdeckte der Almbauer die Bescherung, fand auch Bärenhaare und ließ Experten herbeirufen, die anhand einer DNA- Probe den ruchlosen Honigdieb zweifelsfrei identifizierten. Geboren wurde das Tier wohl 2004 im Adamello-Gebiet im Trentino nördlich des Gardasees. In diesem überaus einsamen und weitläufigen Gebiet waren die Braunbären nie vollständig ausgerottet; den heutigen Braunbärenbestand dort schätzt man auf etwa 60 Tiere. Braunbären sind eher nachtaktiv und legen große Entfernungen zurück; ein Tages- oder auch Nachtpensum von 20-30 km ist nicht ungewöhnlich. Deshalb und wegen der großen Scheu vor Menschen bekommt man diese Tiere kaum je zu Gesicht. Junge männliche Bären be- geben sich häufig auf Wanderschaft, um auf Brautschau zu gehen. Gewöhnlich hält es sie nicht lange in einer Gegend, wenn sie dort keine Bärin finden. So war es auch bei Bruno; bei seinen Wanderungen durchstreifte er Südtirol, Vorarlberg, Tirol und Teile Oberbayerns und legte dabei weit über 1000 km zurück.

Im Unterschied zu anderen Braunbären ging Bruno die Scheu vor Menschen völlig ab. Wie meistens trug der Mensch daran zumindest eine Mitschuld. So können in der Natur achtlos weggeworfene Lebensmittel u. U. einen Bären anlocken. Zudem machten sich einige Mountainbiker offenbar einen Spaß daraus, Bruno zu verfolgen, bis dieser sich verständlicherweise zur Wehr setzte, die Störenfriede vertrieb und danach völlig zu Unrecht für aggressiv gehalten wurde.

Außer Frage steht, dass Bruno erheblichen Schaden anrichtete. Wiederholt näherte er sich menschlichen Ansiedlungen, plünderte Bienenstöcke und riss viele Nutztiere, vor allem Schafe, aber auch Ziegen und Hühner, wobei er

oft mehrere Tiere tötete und nur einen Bruchteil von ihnen fraß. Dieses Verhalten ist bei Bären, aber auch bei Wölfen häufig anzutreffen: Wenn ein Wolf oder Bär in einen Schafpferch eindringt, versuchen die bedrohten Schafe zu fliehen, was bei dem Raubtier reflexartig weitere Angriffe auslöst.


Der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber erklärte Bruno, da dieser eine Bedrohung für die Menschen darstelle, in einer etwas eigenwilligen Diktion zum "Problembären". Einige Zeit versuchten eigens aus Finnland eingeflogene Bärenjäger, Bruno zu stellen und zu betäuben, aber das scheiterte an Brunos Mobilität und dem unwegsamen alpinen Gelände. Darauf wurde er zum Abschuss freigegeben und in den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2006 getötet (die Frage, warum man ihn nicht nur betäubte und einfing, wird wohl nie zu klären sein). Seit 2008 ist er präpariert im Museum "Mensch und Natur" im Münchener Schloss Nymphenburg ausgestellt, und zwar durchaus realistisch - beim Plündern eines Bienenstocks, attackiert von gleichfalls präparierten Bienen.


Brunos Abschuss erhitzte in Deutschland 2006 in beispielloser Weise die Gemüter. Mehrere Anzeigen gegen tatsächlich oder vermeintlich Verantwortliche gingen ein. Gegen den oder die Todesschützen, deren Identität bis heute geheim gehalten wird, gab es sogar Morddrohungen.

Die oft polemische Debatte, wie sich Staat und Gesellschaft angesichts des wieder häufigeren Auftauchens von Bären und vor allem Wölfen in Mitteleuropa verhalten sollen, hält unvermindert an. [aus Thomas Striebig - Alpenüberquerung]


Unser weiterer Weg nach der Gartalm quert üppig bewachsene Hänge, mal Sträucher, dann wieder Wiesen.

Blau, blau, blau blüht der Enzian.

Nicht nur den treffen wir hier, sondern auch die ebenso blaue Pflanze Ehrenpreis.

Es ist ein sehr schöner Weg abwärts mit wunderbaren Ausblicken

der uns bald wieder in einen Wald führt.

Wir bewundern noch den Graubindinger Mohrenfalter,

bevor uns der Weg wieder aus dem Wald heraus über eine Kuhalm führt.

Nach einem kurzen Abstecher zum Alpengasthof Loas bei Kaffee und Kuchen machen wir uns auf die letzten Kilometer. Der Himmel hat sich inzwischen bezogen und wir fragen uns, ob das eventuell angekündigte Gewitter doch noch kommt. Das fragen sich auch zwei junge Frauen, die uns an einer Weggabelung fragen, ob man den oberen längeren und schöneren Weg nehmen soll, oder nicht doch besser den kürzeren, aber etwas langweiligeren.

Wir beschließen gemeinsam den interessanteren Weg zu nehmen und bereuen es nicht.

Wir sehen Wiesen mit Wollgras

und müssen direkt an den Nasen der Rinder vorbei, die auf unserem Pfad verharren.

Dann verzaubert uns der Weg wieder mit wunderbaren Ausblicken

und auch botanischen Besonderheiten wie dem Wiesen-Wachtelweizen (wir hatten ja gestern einen Falter, der wohl auch gerne diese Pflanze besucht)

und dem Pyramiden-Günsel.

Dann zieht uns der Weg wieder in den Wald mit einigen Feuchtgebiet-Querungen.

Hier gibt es schöne Moorwiesen

und auch den Rotklee-Bläuling.

Wir beenden unsere Wanderung nach knapp 20 Kilometern mit einigen Serpentinen über die jetzt grünen Abfahrtspisten zu unserem Hotel Lamarck.

Da ich wohl noch nicht ganz ausgelastet bin und kaum zum Lauftraining komme, binde ich mir die Laufschuhe zu und laufe unseren Weg nochmal rückwärts. Beziehungsweise versuch ich es, denn die Serpentinen sind für mich nur teilweise laufbar und nehme dann den anderen Abzweig zurück, der dann bergrunter recht schnell wird. So kommen nochmal 9,5 km dazu.

Dann noch in die Therme und Sauna unseres Hotels, alles super!

Den Tag beschließen wir mit einem 5-Gänge-Menü, von Top-Koch Alexander Fankhauser.


Hier die Menü-Auswahl:

Für Sie heute zum Abendmenü vorbereitet:

Gebäck mit Aufstrich

***

Sommerlicher Salat mit Thunfisch

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Beef Tartar mit Trüffelmayonnaise

oder Schwammerlgulasch mit Brotchips

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Klare Rindsuppe mit Frittaten oder Kräutercremesuppe

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Saltimbocca mit mediterranem Gemüse

und grünem Kartoffelpüree

oder Premium Steingarnelen mit Süßkartoffel und Broccolio

oder Zillertaler Pressknödel mit Rahm

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Schoko-Himbeer-Schnitte

oder Früchte-Eisbecher

oder Kleine Variation vom Käse aus der Region


Ja, das war heute unser teuerster Tag, aber es hat sich gelohnt.

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